»Der Schneider von Ulm«

Der filigrane Nachbau des Berblinger-Gleiters entstand bei Bitz-Flugzeugbau. Hauptdarsteller Prückner packte mit an. Es war der bislang originellste Auftrag für das Unternehmen
Es dauerte lange, ehe sich seine Heimatstadt Ulm ernsthaft mit ihm beschäftigt hat und berechtigten Stolz für den findigen Tüftler empfand, der vor 200 Jahren alles auf eine Karte setzte. Und erst spät nahm sich das Kino dieses gebeutelten Pioniers an: Edgar Reitz, einer der führenden Namen des »Neuen Deutschen Films«, stemmte 1978 mit aller Kraft seinen »Schneider von Ulm« erstmals als Spielfilm auf die Leinwand. Es wurde eine Art Heimatfilm, im besten Wortsinn! Meistens wird Berblingers Geschichte von hinten erzählt – beginnend an jenem verhängnisvollen 31. Mai 1811 mit dem Sprung in die Donau, der den Schneider zeitlebens der Lächerlichkeit preisgab. Reitz, mit viel Respekt vor seinem Anti-Helden, macht es ganz anders. Sein Film, der rund zwei Jahrzehnte von Berblingers Leben umfasst, beginnt schon 1791. Da ist der Ulmer Schneidergeselle (von Tilo Prückner sympathisch und anrührend gespielt) noch auf der Walz, als er unter dramatischen Umständen Bekanntschaft mit der Ballonfahrerfamilie Moretti und dem Wiener Flugforscher Jakob Degen macht.
Visionär und Träumer
Degen hat einen Schlagflügelapparat ersonnen, mit dem er das akademische Wien zu beeindrucken sucht. Eine öffentliche Vorführung in der Wiener Universität (der Film verlegt dieses historisch verbürgte Ereignis von 1807 glatt um 15 Jahre nach vorne!) endet mit bescheidenem Erfolg. Berblinger hingegen, wissenschaftlich weit weniger gebildet, wittert im Starrflügler das richtige Prinzip.
Bei seinen geheimen Flugversuchen mit einer eigenen Konstruktion stößt Berblinger erstmals auf die Kluft zwischen Theorie und Praxis. Jahre später kommt er auf die zündende Idee, den Flügeln eine auftriebskräftige Wölbung zu verpassen. Der Erstflug mit der No. 2 ist dann auch für ihn selbst völlig überraschend …
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